Justice "HYPERDRAMA"

Los Angeles, 2019. Auf der glanzvollen Bühne der Grammy Awards hat Justice gerade den Preis für das beste elektronische Musikalbum mit "Woman Worldwide" gewonnen, ihrer kraftvollen Live-Compilation, die über eine lange Reihe von Shows auf der ganzen Welt aufgenommen wurde. Ein krönender Erfolg, der den Höhepunkt eines Zyklus markiert, der drei Jahre zuvor mit der Veröffentlichung des dritten Albums des französischen Duos, "Woman", begonnen hatte. „Der Preis hatte etwas Symbolisches. “Es fühlte sich an wie ein Zeichen, dass wir bereit waren, etwas Neues zu beginnen“, erinnert sich Xavier de Rosnay.

Und so fanden er und sein langjähriger Mitarbeiter Gaspard Augé fast instinktiv bald darauf ein abgelegenes Haus in Paris, das sowohl als Studio als auch als Zufluchtsort für ihre Freundschaft diente. Monatelang arbeiteten sie in einem Tempo, das ihre Inspiration blühen ließ und nur durch den Ausbruch von Covid unterbrochen wurde, an den Grundlagen eines neuen Albums, "HYPERDRAMA".

Wie immer bedeutete das, eine Herausforderung anzunehmen und die Prinzipien für eine Erkundung des Unbekannten festzulegen. „Wir wollen unsere Musik immer dorthin bringen, wo wir noch nie zuvor waren“, sagt Gaspard Augé. „Es ist ein wesentlicher Teil, um eine gesunde Rivalität zwischen uns zu entfachen und die Dinge spannend zu machen.“

Indem sie die Klänge ihrer alten Maschinen mit den unendlichen Möglichkeiten der digitalen Technologie verschmolzen, schufen sie melodische Sequenzen, die sich zu einem bemerkenswerten Magma vereinten, das sich der Aufschlüsselung in einzelne Instrumente widersetzt. Zwei verschiedene Genres machen dieses einzigartige neue Material aus.

Am einen Ende liegt ein Wirbelwind aus traumhaftem Disco, der einen zarten, melancholischen Soundtrack unter einem weiten Himmel erzeugt. „Wir wollten schon immer unsere eigenen sample-fähigen Songs kreieren, etwas Ähnliches wie die Idee der magischen Schleife und des Filter-Disco, aber mit Kontrolle über jedes Element, das die Schleife ausmacht”, erklärt das Duo von Justice.

Am anderen Ende liegen klangliche Texturen, die von der radikalen Ästhetik von Gabber und Hardcore-Techno abgeleitet sind. „Wir lieben es, diese Genres in unsere Sets einzubeziehen, sie sind so rein und scharfkantig“, fügen Xavier de Rosnay und Gaspard Augé hinzu.

Auf "HYPERDRAMA" wechseln die Atmosphären abrupt zwischen den Tracks – der wütende Ton von „Generator“ geht schnell in die Rave-Vibes von „One Night/All Night“ über –, es sei denn, sie verfangen sich in dem nervösen Gemisch, das „Incognito“ ist. Es ist, als ob alles ständig zwischen Schatten und Licht im Fluss wäre. „Es ist, als hätten wir diesen kleinen Knopf auf unserem Mischpult, um von einer Klanglandschaft zur nächsten zu wechseln. Es ist immer noch dieselbe Musik, aber unter einem anderen Licht“, sagt Gaspard Augé.

Zum ersten Mal seit Justice sich 2007 mit ihrem inzwischen ikonischen † auf der globalen elektronischen Musikszene etabliert haben, hat sich das Duo für Kollaborationen geöffnet, und ihre neue Veröffentlichung enthält Künstler wie Kevin Parker, Miguel, Connan Mockasin, Thundercat, die Flints – zwei kürzlich entdeckte, hoch talentierte Zwillinge – und Rimon, ein neuer Favorit von ihnen, entdeckt von Pedro Winter in den Niederlanden. „Diese Künstler spiegeln wieder, was wir heute an Musik lieben. Sie sind unabhängige Künstler, die ihre eigene Musik schreiben, komponieren und oft auch produzieren. Die meisten von ihnen waren schon immer in unseren Gedanken“, betont Xavier de Rosnay. Das vierte Album von Justice ist eine Einladung, in eine Welt einzutauchen, die noch lebendiger ist als Fantasia. Eine Welt, die als erweiterte Version der menschlichen Seele konzipiert ist, in der Freude, Wut, Traurigkeit und alles andere in ihrer schmetternden und herzlichsten Intensität entfaltet werden.

Dieses HYPERDRAMA besteht aus einer Vielzahl von Emotionen, die man sich leicht als von einer nicht identifizierten Intelligenz erzeugt vorstellen kann, durch die wir an Bord eines „organischen, maschinenartigen Gefäßes“ navigieren, wie Gaspard Augé es ausdrückt.

Dieses vierte Album, das wie seine drei Vorgänger beim Label Ed Banger Records erscheint, soll nächsten Frühling veröffentlicht werden. „Wir haben diese Jahreszeit gewählt, um zurückzukehren. Der Frühling, wenn das schöne Wetter kommt, passt zum Geist dieser Platte“, sagen die beiden Freunde. Es markiert auch den Beginn der Festivalsaison. Nach der Albumveröffentlichung wird Justice wieder auf die Bühne zurückkehren und einen einzigartigen Performance-Geist wiederbeleben, der ihre besondere Art hat, Gefühle mit Rhythmen zu wecken, die Spannung aufbauen, bevor sie unerwartet die Richtung ändern. 

„Wenn man vor Publikum spielt, geht es um Freude und Frustration“, lächelt Justice. Für HYPERDRAMA wird das allererste Konzert der Pariser unter den Palmen des jährlichen Festivals von Coachella stattfinden. Eine naheliegende Wahl, angesichts der Bedeutung dieser kalifornischen Musikmekka für sie. Es war dort, 2007, dass Gaspard Augé und Xavier de Rosnay ihr erstes Konzert gaben und ihr Abenteuer starteten. „Damals waren wir uns nicht einmal sicher, ob wir ein Album machen könnten. Viele Leute waren uns gegenüber skeptisch. Nach diesem ersten Konzert fühlten wir uns befreit. Es geschah etwas. "Es war definitiv eine der besten Erinnerungen unseres Lebens“, erinnern sie sich.

An diesem besonderen Aprilabend, wenn sie ihre neuen Songs live auf der großen Bühne von Coachella präsentieren, wird ihre Dynamik wahrscheinlich der von 2007 ähneln. Zeit und Musik sind vergangen, aber bei Justice hat sich nichts wirklich verändert. „Wir haben das Glück, immer noch Freunde zu sein. Wir wissen, welche Knöpfe wir drücken müssen, um den anderen glücklich zu machen, wir verwenden dieselben Worte für dieselben Gefühle und Emotionen.“ Dieses Jahr kehrt Justice zurück – aber eigentlich waren sie nie wirklich weg.