Paul van Dyk “The World Is Ours”
Nachdem er uns 2020 gleich zwei Alben schenkte, ist The World Is Ours van Dyks erste Longplay-Veröffentlichung seit fünf Jahren – und die hat es ganz schön in sich!
Nachdem er uns 2020 gleich zwei Alben schenkte, ist The World Is Ours van Dyks erste Longplay-Veröffentlichung seit fünf Jahren – und die hat es ganz schön in sich!
Schon der Opener Two Rivers lässt erkennen, worum es hier geht: um die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, zwischen Emotion und Elektronik. Van Dyk taucht ein in das Spannungsfeld aus Technologie, Künstlicher Intelligenz und Selbstbestimmung – aber keine Sorge: The World Is Ours bleibt dabei alles andere als verkopft.
„Ich bin ein großer Verfechter von Technologie“, beschreibt sich van Dyk selbst – ein Umstand, der sich in seiner konsequenten Vorreiterrolle bei neuen Musiktechnologien widerspiegelt. Was KI betrifft, sieht er allerdings eine klare Abgrenzung – und eine Weggabelung. „Künstliche Intelligenz ist keine Musiktechnologie, kein Film- oder Unterhaltungs-Tool, kein soziales Medium, kein militärisches Tool. Für mich ist sie schlichtweg eine neue Definition von Technologie.“
The World Is Ours sei kein Album über dystopische Zukunftsvisionen. Es gehe vielmehr um das Hier und Jetzt im Jahr 2025: “Wir haben die Welt geerbt; wir behandeln sie nicht immer so, wie wir es sollten, aber sie gehört uns”, meint van Dyk. Mit seinem Album will er darauf aufmerksam machen, dass die KI bald für uns denkt, rechnet und handelt könnte, und das tausendmal schneller als wir: “Ich finde, darüber sollte mehr nachgedacht werden”, sagt van Dyk.
Mit Feature-Gästen wie John 00 Fleming, FUENKA, Sue McLaren, The Yellowheads, Christian Schottstaedt, Reznor und anderen hat van Dyk Kollaborationen gewählt, die inhaltlich wie klanglich zu seiner Vision passen. Der Trance-Veteran bleibt seiner Linie treu – energetisch, atmosphärisch, mit einer Portion Gänsehaut – und setzt gleichzeitig ein Ausrufezeichen gegen musikalische Uniformität.
Bei der Produktion von Against The Algorithm mit John 00 Fleming setzten sich die Artists mit der jüngsten Vergangenheit und dem Einfluss von Social Media auf die Musikindustrie auseinander. “Wir wollten einen Track schaffen, der sich ‘gegen den Algorithmus’ der Anforderungen der Musikindustrie stellt – gegen den endlosen Strom gleich klingender Songs mit einer Länge von 2 Minuten und 30 Sekunden, die perfekt in Playlists und Radio-Rotationen passen sollen”, erzählt van Dyk.
The Poem, das einminütige Schlussstück des Albums, ist van Dyks erste und zugleich letzte musikalische Arbeit mithilfe von KI. „Das ist kein Widerspruch zu meinen Überzeugungen – eher ein Experiment, eine Art Sorgfaltspflicht“, erklärt er. „Ich gab der KI die Schlüsselbegriffe: ‘ein schönes Gedicht’, ‘über das Meer und die Seefahrt’, ‘mit einer positiven Stimmung’. Die Antwort: ein zutiefst bewegender Text. Gelesen von einer ‘alten, weisen’ KI-generierten Stimme – für mich war der emotionale, kreative Ausdruck kaum noch von einem menschlichen zu unterscheiden.“
Und ja: Das Album ist laut, druckvoll, episch – aber es ist auch eine Einladung, nochmal kurz innezuhalten, bevor die Zukunft endgültig durchstartet. The World Is Ours ist kein dystopisches Manifest, sondern ein musikalischer Weckruf mit Herz und Haltung.