Community Nights soll zur DNA des Tresor.West werden
Das Clubsterben setzt auch den bekannten Dortmunder Club Tresor.West unter Druck. Um wieder mehr Leute in den Club zu bekommen, führen die Betreiber:innen die Community Night ein!
Das Clubsterben setzt auch den bekannten Dortmunder Club Tresor.West unter Druck. Um wieder mehr Leute in den Club zu bekommen, führen die Betreiber:innen die Community Night ein!
Umsonst in den Club – bei unbekanntem Line-Up. Mit den Community Nights versucht der Dortmunder Club Tresor.West, die finanzielle Krise zu überwinden. Anne begrüßt Booker Sinam Hüls im Interview, er erzählt ihr, warum sie in Schwierigkeit stecken und was sich hinter dem Konzept der Community Night verbirgt.
A: Warum ist der Tresor West in finanzielle Schwierigkeiten geraten?
S: Das hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es strukturelle Probleme im Ruhrgebiet, zum Beispiel sind Orte teilweise schlecht mit dem öffentlichen Nahverkehr angebunden. Dazu kommt ein verändertes Ausgehverhalten seit Corona. Da ist eine neue Generation ganz anders mit Techno sozialisiert worden. Die haben das nicht im Club kennengelernt, sondern während der Quarantäne in den Lockdowns. Da spielen Algorithmen von Social Media wie Instagram und TikTok eine ganz andere Rolle. Diese jungen Menschen sind nicht wirklich mit der Subkultur verbunden - es ist sehr schwer sie zu erreichen.
A: Wie reagiert ihr als Club auf diese Probleme?
S: In den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, dass Headliner-Booking nicht der richtige Weg ist. Je größer der DJ, desto höher die Kosten. Und je höher die Kosten, desto höher die Eintrittspreise. Dazu kommen noch steigende Produktionskosten und Inflation. Je höher aber wiederum der Eintritt, desto geringer ist die Bereitschaft zu kommen - gepaart mit dem veränderten Ausgehverhalten ist das eine Abwärtsspirale, aus der man nur rauskommt, indem man die Schwelle, eine Clubnacht zu erleben, so gering wie möglich hält.
A: Und deswegen habt ihr beschlossen, den Eintritt kostenlos zu machen?
S: Genau. Wir haben letztes Jahr schon einige solche Events im Programm gehabt. Das wurde immer sehr gut von den Menschen angenommen und hat uns gezeigt, dass das der richtige Weg ist.
A: Wie geht es nach den Community Nights im Januar weiter?
S: Wir wollen die Community Nights zur DNA des Tresor West machen. Das wird auch im Laufe des Jahres eine wichtige Säule unseres Programms bleiben. Insgesamt wird es aber wahrscheinlich ein Mischkonzept sein. Das heißt, dass wir in unserem regulären Programm auf Community Events setzen, auf unannounced Line-Ups Back to the Underground. Aber gleichzeitig lassen wir auch Events laufen, bei denen das Line-Up bekannt ist und die Eintritt kosten.
A: Wie rentieren sich kostenlose Events für euch?
S: Jeder Drink zählt.
A: Was gab es bisher für Rückmeldungen aus der Community?
S: Das Feedback auf unseren Open Letter auf Instagram war überwältigend. Wir haben fast eine Millionen Konten erreicht. Das ist in unserer Branche ein Novum, das gibt es ja eigentlich gar nicht.
A: Wie sieht eure Türpolitik aus, wenn der Eintritt umsonst ist?
S: Wir selektieren ziemlich hart. Gerade bei den kostenlosen Events haben wir mehr Möglichkeit zu selektieren. Das kommt daher, dass immer mehr Leute rein wollen, als wir überhaupt reinlassen können. Bei uns steht ein Team aus stabilen Dortmunder:innen an der Tür, die wirklich ein gutes Auge haben und teilweise härter aussortieren als im Berliner Tresor.
A: Wer ist denn für euch die Community? Wer sollte sich angesprochen fühlen von euren Events?
S: Erstmal alle, die Lust auf eine Clubnacht in Dortmund haben. Wer dann am Ende reinkommt, oder woran es dann scheitern könnte, ist dann ja die zweite Sache. Aber prinzipiell richten wir uns an jeden Menschen, der Lust hat Techno in einem Clubkontext zu erleben und nicht, wie in anderen Dortmunder Locations, in einem instagrammable Showkontext. Bei uns werden die Handys abgeklebt, ganz im Sinne von Back to the Underground.
A: Und Underground Line-Ups heißt, dass ihr lokale Künstlerinnen und Künstler supported? Oder habt ihr auch mal große Namen aus der Szene mit dabei?
S: Sowohl, als auch. Durch die geheimen Line-Ups ergibt sich eine angenehmere Verhandlungsgrundlage den Agenturen gegenüber, bei denen wir DJs buchen. Im Januar setzen wir stark auf Dortmunder Locals. Ich glaube, fünf von sieben unserer Residents sind auch aus Dortmund, das sind Dortmunder Leute, die nicht nur aus Dortmund kommen, sondern auch hier Musik machen und im Tresor West ihre musikalische Heimat gefunden haben. Die sind dann auch Teil des Line-ups, aber auch überregionale Leute.