Nibirii Festival
Julian Huke Photography
Nibirii Festival

European Festival Report 2024

Nach einem turbulenten Jahr 2024, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen – Die dritte Ausgabe des European Festival Report gibt spannende Einblick in die Welt der Festivals.

Zum dritten Mal bringen das IQ Magazine, eine internationale Plattform für News aus dem Live-Musik-Business, und YOUROPE, einer europäischen Festival-Vereinigung, im Auftrag der EU den European Festival Report heraus. Insgesamt wurden 222 europäische Festivals aller Größen und Genres befragt. Um ein umfassendes Bild der Entwicklung zu erhalten, wurden die Daten aus 2024 mit denen aus 2023 verglichen. Der Report bietet einen umfassenden Rückblick auf die Erfolge und häufigsten Probleme im Festivaljahr 2024 – und zeigt, welche Lösungen sich als besonders effektiv erwiesen haben.
Die drei größten Sorgen der teilnehmenden Festival-Veranstalter:innen sind Schwierigkeiten bei der Buchung von Künstler:innen (durch hohe Gagen und begrenzte Verfügbarkeit), steigende Produktionskosten (Infrastruktur und Logistik werden kontinuierlich teurer) und Probleme beim Ticketverkauf. Ein weiterer kritischer Punkt ist der Personalmangel, der sich vor allem auf Sicherheitsplanung und Crowd-Management auswirkt. Sponsoring und Finanzierung bleiben für viele Festivals eine Herausforderung, um die nötigen Mittel zu sichern. Gleichzeitig erschweren extreme Wetterbedingungen die Planung und Durchführung, was flexible und wetterresistente Lösungen notwendig macht.

Die steigenden Kosten in nahezu allen Bereichen [...] setzen Festivalveranstalter:innen unter Druck. Es reicht nicht mehr aus, einfach erfolgreich zu sein – man muss ausverkauft sein, um überhaupt eine Gewinnmarge zu erzielen.
Janina Zeller & Karen Jessen – Team Leads FKP Scorpio, Deutschland
Electric Sea Festival 2024
Kai Behrendt
Electric Sea Festival 2024

Eine der größten Herausforderungen sind die steigenden Ticketpreise (im Schnitt 3,4%). Viele Festivals mussten darauf mit flexiblen Ticketoptionen wie Tagespässen reagieren, um verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Die positive Nachricht: die Verkaufszahlen fallen bei knapp der Hälfte der befragten Festivals besser aus als im Vorjahr. 

Die Buchung von Headlinern bleibt ebenfalls ein kritischer Punkt: 65 Prozent der befragten Festivals nannten dies als großes Problem. Die hohen Gagen für Top-Acts sind für kleine und mittelgroße Festivals kaum tragbar. Viele Veranstalter:innen setzten daher auf alternative Konzepte, wie die Förderung lokaler und aufstrebender Künstler:innen sowie genreübergreifende Line-Ups, um auch ohne die großen Namen ein attraktives Programm zu bieten.

In einer zunehmend polarisierten Welt helfen Festivals dabei, Menschen zusammenzubringen, die nicht immer die gleichen Ansichten teilen.
Mikko Niemelä – Promoter & Co-Owner Ruisrock, Finnland

Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema, das immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Festivals setzen vermehrt auf umweltfreundliche Anreisemöglichkeiten, Müllvermeidung und erneuerbare Energien. Dennoch bleibt es eine Herausforderung, Nachhaltigkeitsinitiativen für die Besucher:innen greifbar zu machen. Laut einer Besucher:innen-Umfrage sind die Maßnahmen zwar präsent, jedoch messen nur 3 Prozent der Gäste ihnen große Bedeutung bei der Auswahl des Festivals bei.

In puncto Diversität gibt es Fortschritte, doch viele Lücken bleiben bestehen. Über drei Viertel der Headliner-Acts waren 2024 männlich, wobei weibliche und nicht-binäre Künstler:innen oft in kleineren Slots auftreten. Fast die Hälfte der Festivals arbeiten daran, diese Ungleichheit durch gezielte Buchungen und geschlechtergerechte Bühnenplanung abzubauen. 

Auch Inklusion, sprich die barrierefreie Gestaltung des Festivalerlebnisses wird zunehmend berücksichtigt. Dazu zählen barrierefreie Zugänge, spezielle Services für mobilitätseingeschränkte Personen, Begleitpersonen-Tickets oder ruhige Zonen für neurodivergente Gäste. Initiativen wie Act Aware helfen Festivals dabei, passende Maßnahmen zu entwickeln, um Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen einzubeziehen. Viele Festivals bemühen sich außerdem, Safer Spaces zu schaffen, in denen sich alle Besucher:innen unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund sicher und akzeptiert fühlen. Maßnahmen umfassen Awareness-Teams, diskriminierungsfreie Policies und Workshops für das Personal, um auf Diversität und interkulturelle Sensibilität hinzuweisen.

Wir werden Festivals sehen, die diverser, respektvoller und nachhaltiger sind. Diese Themen sind für die junge Generation von zentraler Bedeutung. [...] Künstler:innen nutzen zunehmend ihre Plattformen für Aktivismus, und Festivals müssen damit Schritt halten.
Marta Pallarès – Head of Press Primavera Sound, Spanien

Der European Festival Report 2024 zeigt, dass die europäische Festivalbranche – ähnlich wie die Clubkultur – vor komplexen Herausforderungen steht, die jedoch gleichzeitig große Chancen zur Weiterentwicklung bieten. Themen wie Nachhaltigkeit und Diversität machen Festivals nicht nur zu Orten der Musik, sondern auch zu Plattformen für sozialen Wandel. 

Den ganzen Report könnt ihr hier lesen und kostenlos herunterladen.