EXIT Festival Dance Arena
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Unterschiede beim Feiern

Raven in anderen Ländern mit Raverglueck

Ein Jahr, 35 Länder, 43 Festivals und ein durchgehender Beat – das haben die Freundinnen Iryana und Roxy erlebt. Wir haben mit ihnen über ihre unterschiedlichen Erfahrungen beim Feiern gesprochen.

Iryana & Roxy
Iryana & Roxy

Asien, Europa, Afrika, Australien – Iryana und Roxy haben sich ein Mal um die ganze Welt gefeiert. Und alles begann mit einer fixen Idee: „Iryana hat mich eines Tages aus dem Zug angerufen und vorgeschlagen, dass wir ein Jahr lang jedes Wochenende auf ein anderes Festival gehen und darüber berichten sollten“, erinnert sich Roxy. Die Freundinnen lernten sich 2013 in Stuttgart kennen, seit dem verbindet sie ihre Leidenschaft für Festivals, Techno und Reisen. Und diese sollten sie in einem großen gemeinsamen Abenteuer vereinen, fand Iryana. „Es gab damals keine Plattform, die Festivals weltweit abdeckte“, erklärt sie. „Wir wollten das ändern und die Vielfalt der Festivals zeigen.“ Eine gewagtes Vorhaben, auf das Roxy zunächst mit Zurückhaltung reagierte: „Ich hatte viele Verbindungen zu meinem alten Leben und meinen Job.“ Doch bald darauf wagten sie den Schritt aus ihrem Alltag. „Zum Glück“, sagt Roxy und lacht. „Es hat unser Leben für immer verändert – in allen Facetten.“ Sie gründeten kurzerhand Raverglueck –  eine Plattform, die Festival-Enthusiast:innen rund um den Globus zusammenbringen soll und dann ging die Reise auch schon los. Was als mutiger Plan begann, entwickelte sich zu einem Jahr voller unvergesslicher Erlebnisse für die Gründerinnen.

Von April 2018 bis März 2019 bereisten Iryana und Roxy die Welt und besuchten 43 Festivals in 35 Ländern. Ihre Reiseziele waren ebenso vielfältig wie die Festivals selbst. „Wir haben Festivals aller Größen besucht – von riesigen, kommerziellen Events bis hin zu kleinen, versteckten Musikfesten“, schwärmt Roxy. Eines der größten Festivals war das Electric Daisy Carnival (EDC) in Las Vegas mit 120.000 Menschen und atemberaubenden Bühnen. Im Gegensatz dazu stand das Tribal Gathering in Panama, ein intimes Festival mit gerade mal 500 Besucherinnen und Besuchern. „Es sollte wirklich alles dabei sein“, erklärt Roxy ihren Plan. „Wir wollten geografisch viel abdecken, aber auch darauf achten, dass wir nicht sinnlos hin und her fliegen, sondern eine durchdachte Route haben. Das hat nicht immer perfekt funktioniert, aber wir haben alle Kontinente besucht – Afrika nur ein bisschen angekratzt mit Marokko, aber alle anderen haben wir relativ intensiv erkundet.“

Jedes Festival bot ein einzigartiges Gefühl, das Iryana und Roxy mit großer Sorgfalt festgehalten haben. „Wir haben versucht, jedes Festival individuell zu erleben und zu dokumentieren“, sagt Roxy. Die beiden filmten nicht nur die Stages und die Menschen, sondern auch die Campingplätze und gaben praktische Einblicke, die Festivalgänger:innen interessieren könnten. „Wir haben jedes Mal neu überlegt, was es braucht, um das Feeling des jeweiligen Festivals rüberzubringen“, stimmt Iryna zu.

„Ein Festival soll eine Parallelwelt erschaffen, in der man sich dem Alltag entziehen und diese Alternativwelt erleben kann“
Iryana von Raverglueck
Iryana & Roxy
Iryana & Roxy

Auf Techno-Weltreise

Eine der wertvollsten Erkenntnisse von Raverglueck war die universelle Gemeinsamkeit auf Festivals: „Wir haben festgestellt, dass wir alle viel mehr gemeinsam haben, als uns trennt“, findet Roxy. Egal ob in Deutschland, Israel, Marokko oder Vietnam – Iryana und Roxy trafen ganz verschiedene Persönlichkeiten und Nationen, die in der Musik und im Feiern Verbundenheit fanden. „Idealerweise soll ein Festival eine Parallelwelt erschaffen, in der man sich dem Alltag entziehen und diese Alternativwelt erleben kann“, erklärt Iryana.

Ein besonderes Erlebnis hatten sie in Japan, wo bis 2015 ein Tanzverbot herrschte. „Die Menschen dort haben sich auf experimentelle Musik auf eine Weise eingelassen, die wir nirgendwo sonst erlebt haben“, beschreibt Roxy ihre Erfahrungen auf dem japanischen Dancefloor. Diese Offenheit für Neues und Unkonventionelles machten die japanischen Festivals zu einem unvergesslichen Highlight für die Raverglueck Gründerinnen. „Wenn man aus einem Umfeld kommt, in dem man Freude und Euphorie durch Tanz nicht ausdrücken darf, kann man verstehen, warum es dort vielleicht anders aussieht als in einem Land, wo Tanzen Teil des Selbstausdrucks ist.“

„Wir haben festgestellt, dass wir alle viel mehr gemeinsam haben, als uns trennt“
Roxy von Raverglueck

Unterschiede entdeckten die Freundinnen vor allem bei den Festival-Outfits: Von schlichten schwarzen Outfits über bunte Accessoires bis hin zu aufwendigen Verkleidungen – die Vielfalt war groß. „Das hatte oft weniger mit dem Land und mehr mit dem Genre zu tun“, meint Roxy. „Wenn man auf ein Psy-Trance-Festival in Portugal geht, sieht man dort oft ähnliche Outfits wie auf einem Psy-Trance-Festival in Neuseeland. Heißt: Musikrichtungen ziehen Gleichgesinnte an, die sich entsprechend kleiden.”

Auch die Substanzlandschaft unterschied sich stark. Während einige Menschen nüchtern feiern, konsumieren andere Alkohol oder andere Substanzen. Das liegt oft am Musikgenre, aber auch historische Gegebenheiten prägen das Konsumverhalten einiger Communities. Iryana ist sich sicher, dass auch der erwünschte Effekt beim Konsumverhalten eine Rolle spielt: “Wollen die Leute ihr Bewusstsein erforschen oder länger wach bleiben und tanzen?” Die jeweilige Substanzlandschaft prägt die Atmosphäre und den Charakter jedes Festivals auf ihre eigene Weise.

In den letzten Jahren haben die Weltenbummlerinnen noch eine neue Entwicklung auf Festivals bemerkt: Es gehe nicht mehr nur um Musik und Tanz – immer mehr Festivals integrieren kreative Workshops und Aktivitäten in ihr Programm. „Man kann nicht nur am See liegen, sondern auch einen Korb flechten oder andere kreative Dinge tun, während man am See liegt“, freut sich Roxy. „Das nimmt dem Rave oder der Musik nichts, sondern erweitert das Festival-Erlebnis und schafft neue Möglichkeiten für Interaktion und Entfaltung.“ Eine besonders ungewöhnliche Erfahrung war eine „Flying Massage“ auf einem Festival. „Ein Mann bot an, uns durch die Erdanziehungskraft den Rücken einzurenken“, erzählt Roxy. “Ein wenig so wie man mit einem Kind Flieger spielt, nur dass man mit dem Rücken eben nach unten liegt und dann massiert wird. Das war einfach so random, weil wir sowas nicht auf einem Festival erwartet haben.“

Raverglueck
Raverglueck

Ravergluecks überraschendes Finale

Das Ende von Raverglueck kam eher unerwartet. „Wir sind zusammen zum Tribal Gathering nach Panama geflogen, eines unserer Lieblingsfestivals, um die Saison 2020 zu eröffnen, und das war genau die Zeit, als Corona dort angekommen ist“, erinnert sich Iryana. „Wir sind einfach nicht mehr weggekommen und haben vier Monate unfreiwillig in Panama gelebt. Das war das Ende von Raverglueck, obwohl wir nie offiziell gesagt haben, dass es nicht weitergeht. Wer weiß, vielleicht feiern wir irgendwann ein Comeback.“ Während ihrer Zeit in Panama haben sie auch mit SUNSHINE LIVE gesprochen – hier gehts zum Interview.

Danach kehrten die beiden Raverinnen in ihre alten Jobs zurück, um nach so einer langen Reise wieder etwas Geld zu verdienen. „Durch unseren Aufenthalt in Panama haben wir aber noch einmal realisiert, welches Leben wir leben wollen und was uns gefällt und inspiriert“, sagt Roxy. „Dieser Job war Mittel zum Zweck, aber keine Erfüllung.“

Die besten Festival-Empfehlungen von Raverglueck

Für diejenigen, die in die Fußstapfen von Raverglueck treten möchten, haben Iryana und Roxy einige Empfehlungen parat:

  • Europa: Das Dekmantel Festival in Amsterdam, das sich im Wald abspielt, und das Amsterdam Dance Event (ADE), ein ganzheitliches Festival mit großen Namen und Konferenzen.

  • Asien: Wonderfruit in Pattaya, Thailand, bietet ein einzigartiges und umfassendes Erlebnis.

  • Australien: Strawberry Fields in Melbourne, bekannt für seine beeindruckende Atmosphäre und das kreative Flair.

  • Mittelamerika: Tribal Gathering in Panama, ein intimes Fest direkt am Strand

Unter Raverglueck findet ihr außerdem Blogs, Vlogs, DJ-Interviews und vieles mehr.

Von Johannah Hainke und Anna Westermann