Techno in fünf Akten
Die neue multimediale Ausstellung im Landesmuseum Zürich schickt die Besucher:innen auf eine Reise durch die Geschichte der Technokultur in der Schweiz.
Die neue multimediale Ausstellung im Landesmuseum Zürich schickt die Besucher:innen auf eine Reise durch die Geschichte der Technokultur in der Schweiz.
Der erste illegale Rave in der Schweiz fand 1984 statt, organisiert von James Wolfensberger. Und die Party traf einen Nerv. Gespielt wurde House-Musik aus den USA – damals noch unbekannt in der Schweiz. Rhythmische Beats, 120 BPM und anders als sonst mixte der DJ die Tracks zu einem durchgehenden Soundteppich zusammen. James Wolfensberger legte damit den Grundstein für den Techno Hype der 90er Jahre.
Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der Street Parade. 1992 meldete der Techno-Liebhaber Marek Krynski eine Demonstration für „Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz“ bei der Stadtpolizei an und bekam die Bewilligung. Zwei Monate später fand die erste Street Parade in Zürich statt. Inspiriert von der Berliner Loveparade zogen sieben Lovemobiles mit wenigen Tausend Teilnehmer:innen um den Zürichsee – heute feiern rund eine Millionen Besucher:innen aus aller Welt in Zürich.
Mittlerweile ist Techno in der Schweiz fest verankert. Seit 2017 ist die Schweizer Technokultur sogar Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Aber zur Technokultur gehören neben dem Ruf nach Friede, Liebe und Toleranz auch Herausforderungen wie Lärmklagen, Drogenmissbrauch und Gentrifizierung.
Die Ausstellung TECHNO greift all diese Themen auf. Sie ist in einen Prolog und fünf Kapitel gegliedert. TECHNO ist in Zusammenarbeit mit Protagonistinnen und Protagonisten aus der Schweiz entstanden und bietet einen umfassenden Einblick in eine vielschichtige Szene – in ihrer Entstehung in den 1980er-Jahren in Detroit über die Gründung der Street Parade bis hin zur vielfältigen Kultur, die um diese Musikrichtung entstanden ist. Zur Technokultur gehören neben der Musik, die sich in unzähligen Subgenres entfaltet, auch Mode, Grafik, Design und Tanz.
Im Prolog zeigt die Ausstellung, unter welchen historischen Rahmenbedingungen das Phänomen Techno Ende der 1980er-Jahre entstand und in die Schweiz kam. Im Kapitel “DJ” geht’s darum, wie DJs mit Turntables und Mischpulten immer neue Wege fanden, ihre Musik weiterzuentwickeln. Im Kapitel “Music” wartet ein inszenierter Plattenladen, in dem ihr in verschiedene Genres eintauchen und ausgewählte Tracks entdecken könnt.
Das Kapitel “Space” ist eine Fotogalerie, die zeigt, wie Techno neue Räume erobert und verwandelt hat – leerstehende Fabriken wurden zu Technoclubs, die Natur und versteckte Ecken in der Stadt wurden zu Dancefloors unter freiem Himmel. Auf dem Weg zum Kapitel “Club” sind Stimmen aus der Szene zu hören: Clubgänger:innen erzählen in einer Audiocollage, was Techno, Tanzen und Gemeinschaft für sie bedeuten. Dazu inszenieren Klang- und Videoinstallationen einen Clubraum, in dem Originalobjekte aus verschiedenen Technoclubs zu sehen sind. Und im letzten Kapitel, “Style”, dreht sich alles um den Look der Szene: Mode, Grafikdesign, Fotografie – das visuelle Universum von Techno in all seinen Facetten.
Ein weiteres Highlight: Die Original-Stahltür des legendären Berliner Clubs Tresor ist zu Gast in Zürich. Einst sicherte sie in den 1920ern den Tresorraum eines Kaufhauses – später wurde sie zum Symbol der Berliner Technoszene. Nach dem Mauerfall startete hier einer der wichtigsten Clubs Europas und brachte den Technosound nach Berlin.
Besuchen könnt ihr die Ausstellung im Landesmuseum Zürich bis zum 17.08.2025. Alle weiteren Infos findet ihr hier.