Wilde Renate Garten
Wilde Renate Garten

Wie viel kostet eine Clubnacht?

Wie teuer ist es eigentlich, eine Clubnacht in einem der bekanntesten Berliner Clubs auf die Beine zu stellen? Zoe, Club- und Personalleiterin der Wilden Renate, spricht mit uns über den Betrieb.

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2007 in einem unsanierten, charmant heruntergekommenen ehemaligen Mietshaus nahe der Elsenbrücke in Berlin-Friedrichshain hat sich die Wilde Renate (kurz Renate) zu einem der bekanntesten Techno-Clubs der deutschen Hauptstadt entwickelt. Mit ihrem besonderen Ambiente, bestehend aus verwinkelten Räumen und einem weitläufigen Außenbereich, zieht sie sowohl lokale Nachtschwärmer:innen als auch internationale Gäste an. Aber was braucht es eigentlich, um so einen Club am Laufen zu halten und viel wichtiger: Wie viel kostet es?

S: An der Clubtür zahlt man mittlerweile um die 20€ Eintritt – wo gehen die Eintrittsgelder hin?

Z: „Einen Club zu betreiben ist ziemlich teuer. Unser Club ist groß, hier passen mehrere hundert Personen rein. Das bedeutet, wir brauchen viel Personal, um alle Gäste betreuen zu können. Das fängt bei den Türsteher:innen an, geht über Kassen- und Empfangspersonal bis hin zu Barkeeper:innen und Runner:innen, die sich um den gesamten Betrieb kümmern, und natürlich auch Garderobenpersonal. Um so einen Abend zu managen, braucht es einfach ein großes Team.

Dazu kommen noch die ganz normalen Betriebskosten. Gerade im Winter sind die Heiz- und Stromkosten sehr hoch. Und dann müssen wir natürlich auch die Künstler:innen bezahlen. Wir brauchen ja ein musikalisches Programm und das kostet. Das sind DJs, Musiker:innen und bei besonderen Abenden auch Performance-Künstler:innen. Ein großer Teil der Einnahmen fließt also direkt in diese Bereiche.“

S: In Zahlen gesprochen – wie viel kostet eine Clubnacht ungefähr?

Z: „Das hängt ganz davon ab, wie wir den Abend gestalten. Haben wir einen kleinen oder großen Abend? Wie viele Floors sind geöffnet? Bei einem durchschnittlichen Abend mit drei Floors liegen unsere Booking-Kosten schon bei mehreren Tausend Euro. Je nach Line-Up bewegen wir uns zwischen 7.000 und 10.000 Euro nur für das musikalische Programm.

Wenn man dann rechnet: Die Gäste zahlen im Schnitt 20 Euro Eintritt. Mit einem guten Gästeumlauf schaffen wir es meistens, diese Booking-Kosten zu decken. Aber das reicht natürlich noch nicht für alles. Wir müssen ja auch das Personal für den Abend bezahlen, das Management und der Bürobereich, der den Laden am Laufen hält, muss auch finanziert werden. Und diese Bereiche werden durch die Eintrittsgelder nicht komplett abgedeckt.“

S: Zehntausend Euro für eine Nacht – bleibt da überhaupt etwas übrig?

Z: „Das hängt wirklich stark vom Gästeumlauf ab. Besonders in schwächeren Monaten  – für die meisten Clubs sind das Januar und Februar – bleibt am Ende einer Veranstaltung oft nicht mehr viel übrig. Das sind die Monate, die für uns am belastendsten sind. Da muss man wirklich schauen, wie man durchkommt.

In gut laufenden Monaten kann man manchmal ein bisschen was zur Seite legen, aber das ist in der aktuellen Situation schwierig. Die steigenden Kosten machen es uns jeden Monat schwer, alles zu bezahlen.“

Das Ende einer Ära

Sieben- bis Zehntausend Euro allein für das musikalische Programm an einem Abend – ganz schön viel! Immer mehr stellt sich die Frage, ob die Clubs überhaupt noch wirtschaftlich agieren können, denn die Berliner Clubszene steht unter enormem Druck durch sinkende Besucher:innenzahlen und steigende Kosten. Laut der Berliner Clubcommission verzeichnen mehr als die Hälfte der Clubs weniger Besucher:innen als im Vorjahr und melden rückläufige Gewinne. Nach der Wiedervereinigung bot Berlin ideale Bedingungen für ein pulsierendes Nachtleben, mit verlassenen Fabriken und Gebäuden, die in Party-Locations umgewandelt wurden und die aufstrebende Technoszene befeuerten. Heute sieht das ganz anders aus!

In den vergangenen Jahren gab es eine Serie von Clubschließungen aufgrund steigender Mieten, Gentrifizierung und fehlender Unterstützung der Clubkultur durch den Staat. Auch die Wilde Renate, ein wichtiger Bestandteil der Berliner Clubszene, wird Ende 2025 ihre Türen schließen müssen. Der Vermieter, die Tetras Grundbesitz GmbH, die dem Immobilieninvestor Gijora Padovicz gehört, hat sich entschieden, den Mietvertrag nicht zu verlängern. Genaue Gründe wurden laut der Renate nicht genannt, aber es soll Bebauungspläne für den Außenbereich geben. Zwar würden sich die Betreiber:innen wünschen, in erneute Verhandlungen mit ihrem jetzigen Vermieter zu gehen, aber auf den Außenbereich wollen sie nicht verzichten. Und auch eine weitere Mietsteigerung würden sie nicht tragen können, nachdem diese bereits um 150 Prozent erhöht wurde. Sollte es keine Einigung geben, könnte ein alternativer Standort eine Option sein – konkrete Pläne dafür gibt es aber noch nicht.

Von Sophia Stolpe und Johannah Hainke