Beats statt Bingo – Frauen über 70 erobern die Decks
Als Senior:in ist das Leben noch lange nicht vorbei! Das findet auch Forever Fresh. Das Projekt bildet Frauen über 70 zu DJs aus und setzt ein starkes Zeichen gegen Altersdiskriminierung.
Als Senior:in ist das Leben noch lange nicht vorbei! Das findet auch Forever Fresh. Das Projekt bildet Frauen über 70 zu DJs aus und setzt ein starkes Zeichen gegen Altersdiskriminierung.
Ich denke, Altersdiskriminierung betrifft alle Geschlechter, aber bei Frauen ist das Alter nochmal ein spezielles Thema.
Die Clubszene ist bunt, laut und kreativ – aber auf den Line-Ups sucht man Frauen über 70 bislang vergeblich. Genau da setzt Forever Fresh an: eine Initiative des Landesmusikrats NRW, die Frauen über 70 zu DJs ausbildet. Denn warum sollten nur junge Menschen auflegen dürfen? Altersdiskriminierung betrifft viele – aber gerade Frauen erleben häufig doppelte Unsichtbarkeit: zuerst als Frau, dann als „zu alt“.
Mit Forever Fresh bekommt diese Generation endlich eine Bühne – wortwörtlich. Die erste DJ-Riege ist bereits in Ausbildung, der erste Auftritt steht Ende April beim c/o pop Festival in Köln an. Wir haben mit Projektinitiatorin Pia Leonhardt und Teilnehmerin Elisabeth Wagner aka DJ Timothy gesprochen – über Motivation, Musik mit Power und die Frage, warum man mit 70 auf keinen Fall aufhören sollte, Neues zu lernen.
Wir alle wollen zeigen, [...] dass wir noch Techno können!
M: Pia, wie kam es zur Idee für das Projekt?
P: Die Idee entstand bei der Vorbereitung für das diesjährige c/o pop Festival. Bei uns finden zwar viele Konzerte statt, aber auch andere Formate – und dabei achten wir immer auf Diversität. Dieses Mal ist uns aufgefallen: Wir haben eigentlich noch nie wirklich etwas für ältere Menschen gemacht. Und dann kam von unserer Festivaldirektorin – die selbst DJ ist – die Idee: Was wäre, wenn wir einfach mal ältere Frauen selbst auf die Bühne holen und sie zu DJs ausbilden? Wir haben uns auf die Suche nach Fördergeldern gemacht, den Landesmusikrat als Partner gewonnen – und dann ging’s los.
M: Warum speziell für Seniorinnen?
P: Ich denke, Altersdiskriminierung betrifft alle Geschlechter, aber bei Frauen ist das Alter nochmal ein spezielles Thema. Man ist irgendwie nie „im richtigen Alter“. Wenn man jung ist – mit 20 zum Beispiel – wird man oft nicht ernst genommen. Und mit 60 gilt man plötzlich nicht mehr als führungsfähig. Deshalb wollten wir dieses Projekt ganz bewusst erstmal für Frauen machen.
M: Und Elisabeth, wie hast du von dem Projekt erfahren?
E: Ich habe die Anzeige in einem kleinen Restaurant gesehen. Und dann dachte ich: Boah, das ist eine große Herausforderung. Aber auch eine Chance, zu zeigen: Ich habe noch Energie! Dass das Leben und die guten Zeiten in meinem Alter noch längst nicht vorbei sind. Ich wollte zeigen: Es ist noch nicht vorbei!
M: Was gefällt dir am Workshop am besten?
E: Die Stimmung! Die ganze Atmosphäre ist einfach toll. Wir alle wollen zeigen, dass wir es noch können. Dass wir noch Techno können! Dass wir noch unsere Power haben. Und unsere Musik.
M: Welches Genre legst du gerne auf?
E: Ich spiele gerne Disco Trance. Ich finde, mit dieser Musik kann ich meine starke Seite zeigen – meine Energie, meine Power.
Von Margarete Arendt