Neue Hoffnung für Londons Nightlife
Mit einer unabhängigen Nightlife Taskforce will London verlorenes Terrain im Nachtleben zurückerobern. Elf Expert:innen erarbeiten konkrete Lösungen für bessere Bedingungen.
Mit einer unabhängigen Nightlife Taskforce will London verlorenes Terrain im Nachtleben zurückerobern. Elf Expert:innen erarbeiten konkrete Lösungen für bessere Bedingungen.
London war mal Club-Hauptstadt Europas. Erfolgs-Clubs wie das Fabric haben Nachtschwärmer:innen aus aller Welt in Großbritanniens Hauptstadt geholt – heute ist von der Szene nicht mehr viel übrig. In den letzten Jahren haben steigende Betriebskosten, strenge Lizenzierungsrichtlinien und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie dazu geführt, dass zahlreiche Clubs und Bars schließen mussten. Laut dem Night Time Industries Association (NTIA) haben seit 2020 ein Drittel aller Clubs im gesamten Vereinigten Königreich geschlossen. London steht mit einem Rückgang von 19,7 % vergleichsweise besser da.
Um diesem Abwärtstrend entgegenzuwirken, hat der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, im Februar 2025 die London Nightlife Taskforce ins Leben gerufen – mit dem Ziel, die Nachtkultur zu retten, zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Sadiq Khan, sagt: „Die Nachtkultur Londons ist ein entscheidender Bestandteil für den Erfolg unserer Stadt. [...] Deshalb habe ich eine unabhängige Taskforce aus Expertinnen und Experten ins Leben gerufen, die die Chancen und Probleme der Branche genau unter die Lupe nehmen soll. [...] Damit wir Londons Nachtleben stärken und eine bessere Stadt für alle schaffen können.“
Dieses unabhängige Gremium besteht aus elf Branchen-Expert:innen. Darunter Clubbetreibende, Veranstaltende und Künstler:innen. Nadine Noor vom queerfeministischen Kollektiv Pxssy Palace und Nathanael Williams, Gründer des Clubs Colour Factory. Geleitet wird die Taskforce von Cameron Leslie, Mitbegründer des Fabric. Unterstützung bekommen sie von der Met Police, von Transport for London und Forschenden des VibeLab, die auch die Öffentlichkeit einbinden wollen.
Ihr Ziel: Die Probleme der Szene analysieren – und dann konkrete Empfehlungen geben, wie man Londons Nachtleben wiederbeleben kann. Dabei geht es nicht nur um mehr Fördermittel oder vereinfachte Genehmigungen, sondern auch um Diversität, Inklusion und faire Arbeitsbedingungen. Wie können Clubschließungen verhindert werden? Wie kann man die Nachtökonomie fördern, z. B. mit besserem Nachtverkehr? Wie machen wir das Nachtleben sicherer – vor allem für Frauen? Die Taskforce trifft sich regelmäßig über einen Zeitraum von sechs Monaten. Am Ende soll ein Bericht stehen, der dem Bürgermeister hilft, gemeinsam mit der Szene neue Wege zu gehen.
Parallel dazu will die Stadtverwaltung die Regeln für nächtliche Öffnungszeiten lockern. Sadiq Khan kann künftig selbst eingreifen, wenn Bezirksverwaltungen zu strenge Auflagen machen. Das soll Clubs mehr Planungssicherheit geben – und verhindern, dass sie wegen einzelner Beschwerden ihre Existenz verlieren.
Das wird ein Prozess der Zeit braucht um Erfolge zu feiern, das meint auch Cameron Leslie: “Die Taskforce kann natürlich nicht mit einem Zauberstab alles sofort besser machen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit unserer Erfahrung, unserem Fachwissen, unseren Netzwerken und unserer Leidenschaft etwas Wertvolles auf den Weg bringen können.”
Von Johannah Hainke