Tresor Berlin
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Im Rollstuhl an der Tür: Wie Mike Ruppert den Tresor sichert

Mike Ruppert ist Türsteher im legendären Berliner Club Tresor – und das aus dem Rollstuhl heraus. Mit kommunikativen Feingefühl statt Macho-Gehabe setzt er neue Maßstäbe in der Sicherheitsbranche.

Sven Marquardt oder Smiley Baldwin sind wohl jedem und jeder in der Clubszene ein Begriff – aber kennt ihr schon Mike Ruppert? Er hat weder auffällige Tattoos noch markante Piercings, dafür aber ein anderes Merkmal: Er sitzt im Rollstuhl. Ein Türsteher, der nicht den gängigen Klischees entspricht – kein Muskelpaket, kein harter Blick. Und doch entscheidet er, wer in Berlins legendären Techno Club Tresor eintreten darf und wer nicht. Der Job als Türsteher verlangt Autorität, Fingerspitzengefühl und oft auch eine gewisse Härte. Ruppert beweist, dass das nicht allein auf körperlicher Ebene stattfindet. Statt auf Dominanz setzt er auf kluge Kommunikation und psychologisches Feingefühl – und wird genau deshalb geschätzt.

Ruppert wurde mit Skoliose und Tetraspastik geboren, einer Folge von Sauerstoffmangel bei der Geburt. Seitdem ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Trotz dieser körperlichen Einschränkungen hat er sich im Sicherheitsgewerbe etabliert. Mit den nötigen Zertifikaten ausgestattet und im Bewacherregister eingetragen, sichert er nicht nur den Einlass im Tresor, sondern arbeitet auch bei Konzerten, Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen. Sein Rollstuhl ist dabei kein Hindernis – vielmehr nutzt er ihn als Vorteil: Auf Knopfdruck größer machen, überall drüberrollen und in brenzligen Situationen deeskalieren.

Tresor-Betreiber Dimitri Hegemann schildert im Gespräch mit Zeit-Online eine Situation, in der das Team mit einer alkoholisierten Frau an der Tür nicht weiterkam. Ruppert übernahm, fuhr mit seinem Rollstuhl auf Augenhöhe und erklärte ihr ruhig, warum sie nicht eintreten könne – das Problem war sofort gelöst.

Durch seine Arbeit sei Ruppert finanziell unabhängig und nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen. Ruppert betont gegenüber Zeit-Online die Bedeutung barrierefreier Arbeitsplätze und dass Arbeitgeber:innen bereit sein müssen, Menschen mit Behinderung einzustellen. Für ihn persönlich ist der Begriff Inklusion nicht zentral – er möchte einfach das tun, was er sich vorgenommen hat, ohne sich ständig rechtfertigen zu müssen. Mike Ruppert steht für gelebte Inklusion im Nachtleben – nicht als Experiment, sondern als Normalität. Sein Beispiel zeigt, dass auch die härtesten Türen Berlins niemanden draußen halten müssen.